Wir haben Frau Gollmann ausgewählt, weil sie eine engagierte und bewundernswerte Dame ist, die sich ihr Leben lang für die Förderung unterschiedlicher Projektbereiche, vor allem für Frauen und Mädchen einsetzt. Die Andheri Hilfe, die sie vor 55 Jahren gegründete, unterstützt Frauen und Mädchen in Indien und Bangladesch. Es ist Frau Gollmann eine Herzenzangelegenheit, Rechte und Bildung von Frauen und Mädchen zu stärken und bietet mit ihrer Organisation Hilfe zur Selbsthilfe. Die gezielten Ausbildungsprogramme tragen zur Existenzbildung der Familien bei. Mit den Zielen der Andheri Hilfe (www.andheri-hilfe.org) kann sich unser ZONTA Club Bonn-Rheinaue voll und ganz identifizieren. Auch ZONTA setzt sich dafür ein, die Stellung der Frauen und Mädchen weltweit zu verbessern und sie aktiv zu unterstützen.
Wir haben Rosi Gollmann gebeten, sich vorzustellen und erhielten diesen sehr berührenden Text:
„ROSI GOLLMANN – EINFACH MENSCH!“
Mit diesem Titel meiner Autobiografie möchte ich mich vorstellen. Da spielen die vielen TV-Auftritte und Interviews keine Rolle – ich habe sie nicht gezählt; erst recht nicht die Auszeichnungen und Ehrungen.
„Einfach Mensch!“ So bin ich in Bonn aufgewachsen (geboren 1927), erlebte zusammen mit zwei älteren Brüdern die liebende Geborgenheit der Eltern während der Härten des zweiten Weltkrieges, erfuhr aber auch die Freude der helfenden Bereitschaft, wo immer Hilfe gebraucht wurde. Ich wurde Religionslehrerin an Bonner und Kölner Volks- und Berufsschulen, bemühte mich mit den jungen Menschen die christliche Lehre und die Tat der tätigen Nächstenliebe zu lehren und vor allem zu leben … bis mich über eine Schülerin der Notschrei aus einem indischen Kinderheim in Andheri bei Bombay (heute Mumbai) erreichte. Schnell waren kleine Hilfen geleistet für die damals 400 hungernde Kinder und bald für viele weitere notleidenden Heime, aber mehr und mehr mit dem Ziel der Förderung der Familien, dem gott-gewollten Platz des Kindes. Unterprivilegierte Frauen spielten bald in vielen Projekten zur Förderung der Familie eine bedeutende Rolle.
Wir meinten zuerst, die Welt der Frauen zu verändern, aber erlebten bald: Die Frauen verändern die Welt.
Der Kreis der Helfer hier und ebenso die Förderanträge aus Indien wuchsen derart, dass ich 1967 mit 14 Freunden die ANDHERI HILFE als Organisation der Entwicklungszusammenarbeit gründete.
Bei meinem ersten Besuch in 1973 im neugegründeten Bangladesch, dem früheren Ostpakistan,erschütterte das Schicksal der ungezählten blinden Bettler. Ich konnte nicht anders als Hilfe zusagen, trotz der vielen Bedenken: Wie und wo anfangen mit der noch kleinen Andheri Hilfe? „Mit dem Ersten anfangen“, war meine Antwort und ahnte nicht, dass wir inzwischen mehr als 1,4 Millionen Blinden das Glück zu sehen schenken konnten (durch eine Augenoperation für umgerechnet 50 Euro).
2001 gab ich die ANDHERI HILFE in die jüngeren Hände von Elvira Greiner, gründete aber im Folgejahr die ROSI-GOLLMANN-ANDHERI-STIFTUNG. Beiden Organisationen gehört jetzt noch immer – 95 Jahre alt - mein freudiger Dienst – so lange mir ein guter Gott die Kraft dazu gibt.
Man erhält immer mehr zurück als man gibt. Das möchte ich den vielen Menschen raten, die mich (beschämend) wissen lassen: „Sie sind mein Vorbild.“ Ich darf nur raten: Sind Sie ganz Frau, selbstbewusst aber mit der Kraft der Liebe.
Meinen Schuldienst habe ich – schweren Herzens - schon 1971 reduziert und 1982 ganz aufgegeben, weil ANDHERI HILFE und Stiftung mich ganz brauchten. Meine ursprüngliche Familienplanunggab ich schon als Achtzehnjährige zugunsten dieser ganz anderen Lebensaufgabe auf als „ROSI GOLLMANN -EINFACH MENSCH“.