18. Dezember_Andrea Rupp

Andrea Rupp, Juristin und Rechtsanwältin,engagiert sich seit den 1990er Jahren im Deutschen Juristinnenbund für die Gleichstellung der Geschlechter in Beruf, Familie und Gesellschaft.2020 wurde sie zur Vorsitzenden des FrauenRat NRW gewählt und 2021 in den Vorstand von UN Women Deutschland.

 

Würden Sie sich bitte kurz vorstellen?

Mein Name ist Andrea Rupp. Ich bin verheiratet, Mutter einer 26-jährigen Tochter, eines 24-jährigen Sohnes und wohne in Wachtberg bei Bonn.

Als Juristin arbeite ich in Teilzeit bei einem großen Versicherungsunternehmen in Köln. Nebenberuflich bin ich auch als Rechtsanwältin zugelassen.

Geboren bin ich in Pensacola, Florida, USA, und ich habe zwei Staatsangehörigkeiten, die Deutsche und die Amerikanische. Während meiner Elternzeit habe ich mit meiner Familie drei Jahre in der Nähe von Paris in Frankreich gelebt und bin deshalb von Haus aus international geprägt. 

Als junge Frau war ich bei den Leos engagiert, der Jugendorganisation der Internationalen Lions-Clubs, und habe außer sozialen Projekten auch ein internationales Jugendcamp organisiert. Dort habe ich zum ersten Mal die ehrenamtliche Gremienarbeit kennen gelernt und habe Verantwortung übernommen. Gerne war ich auch in den Elternmitwirkungsgremien an den Schulen meiner Kinder aktiv.

Ehrenamtlich engagiere ich mich seit 1993 als Mitglied im Deutschen Juristinnenbund für die Gleichstellung der Geschlechter in Beruf, Familie und Gesellschaft. 10 Jahre war ich Vorsitzende der djb-Regionalgruppe Bonn und von 2016 bis 2021 Mitglied im Bundesvorstand des djb. Durch meine Mitgliedschaft im Bundesvorstand des djb war ich über alle aktuellen rechtspolitischen Herausforderungen, Projekte und Aktivitäten des djb auf höchster Ebene informiert und verfüge über dieses Netzwerk auch über viele wertvolle Kontakte.

Im November 2020 wurde ich zur Vorsitzenden des FrauenRat NRW gewählt. Seit April 2021 verstärke ich den Vorstand von UN Women Deutschland mit Sitz in Bonn als Beisitzerin.

Als Frau, Ehefrau, Mutter, Arbeitnehmerin und Juristin habe ich ganz persönliche Erfahrungen gesammelt, die mich darin bestärkt haben, mich gegen die Ungleichbehandlung von Frauen zu engagieren.

 

Was ist spannend für Sie an Ihrem Engagement, das uns auf Sie hat aufmerksam werden lassen?

Der FrauenRat NRW ist ein Zusammenschluss und ein Netzwerk von 50 Frauenverbänden und Frauengruppen gemischter Verbände in Nordrhein-Westfalen. Wir sind unabhängig, überparteilich und überkonfessionell und vertreten die Interessen von mehr als zwei Millionen Frauen in NRW aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter. Und natürlich sind auch die beiden Zonta Zonen in NRW vertreten.

Auf Landesebene nehmen wir Stellung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen, bei denen insbesondere Frauen betroffen sind. Zusammen mit unseren Mitgliedsverbänden organisieren wir Veranstaltungen zum Beispiel zum Internationalen Frauentag, zum Equal Care Day oder zum Equal Pay Day. Natürlich ist für uns der 25. November als Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen ein wichtiger Tag und wir unterstützen die Aktion von Zonta International mit dem Motto „Orange the world“.

Besonders stolz bin ich darauf, dass der FrauenRat NRW mit Unterstützung des Gleichstellungsministeriums die Bewilligung für das Projekt „FrauenOrte in NRW“ bis Ende 2025 erhalten hat.

Das Leben und Wirken von Frauen in der Geschichte des Landes NRW ist nur wenig sichtbar. Die gesellschaftliche, wissenschaftliche, wirtschaftliche, konfessionelle und kulturelle Entwicklung des Landes wurde aber von vielen historischen Frauenpersönlichkeiten entscheidend mitgeprägt. Aus diesem Grund setzt sich der FrauenRat NRW das Ziel, historische Frauenpersönlichkeiten durch die Errichtung von Frauenorten durch Informationstafeln im öffentlichen Raum Nordrhein-Westfalens nachhaltig sichtbar zu machen.

Innerhalb des Durchführungszeitraums sollen landesweit 50 FrauenOrte eröffnet werden. Durch thematisch und geographisch möglichst abwechslungsreiche Frauenorte soll das bestehende frauenhistorische Potenzial der vielfältigen Landesgeschichte für ein traditionsbewusstes, aber auch zukunftsorientiertes gleichberechtigtes und diverses NRW erschlossen werden. An Orten, die mit der jeweiligen Frauenpersönlichkeit in Verbindung stehen, soll auf sie aufmerksam gemacht und über ihr Leben, ihre Erfolge und Herausforderungen, besonders im Hinblick auf ihr emanzipatorisches Wirken informiert werden. Auf diese Weise sollen historische Frauenpersönlichkeiten aus verschiedenen Epochen mit unterschiedlicher sozialer Herkunft und aus allen Regionen NRWs gewürdigt werden.

 

Was würden Sie gerne anderen Frauen mitgeben?

Gerne möchte ich ein Zitat von Ruth Bader Ginsberg weitergeben, was mein Engagement auch sehr gut beschreibt: “Fight for the things that you care about, but do it in a way that will lead others to join you”.

"Kämpfe für die Dinge, die dir wichtig sind, aber tue es auf eine Weise, die andere dazu bringt, dich zu begleiten". Und ich möchte ergänzen: „Tue es in Gremien, in denen Du etwas bewirken und Einfluss nehmen kannst“.

Grundlage ist eine gute berufliche Ausbildung, die finanzielle Selbständigkeit und Unabhängigkeit gewährleistet.

Frauen müssen sich trauen, „ins kalte Wasser zu springen“, Herausforderungen anzunehmen, mutig für sich und andere einzutreten und auch mal unbequem zu sein. Ganz wichtig ist es für mich, mit der Zeit gelernt zu haben, die Dinge nicht zu persönlich zu nehmen und gelassener zu werden.

Wir Frauen können nicht jede Rolle als Mutter, Partnerin, Kollegin, Tochter oder Freundin, perfekt ausfüllen und müssen es auch nicht. Wir sollten unsere Einstellung und unsere Erwartungshaltung uns selbst gegenüber überdenken. Wenn wir unsere Schwächen oder Niederlagen, die nur menschlich sind, akzeptieren, nicht ständig danach streben, die Erwartungen anderer erfüllen zu wollen und auf unsere innere Stimme hören, können wir zufriedener werden und richtig starke Frauen.

Ein Netzwerk, wie es die Zonta Clubs bieten, kann dabei unterstützen und zur Seite stehen.