3. Dezember_Dr. Solveig Palm

Wir stellen Ihnen an jedem Tag im Advent eine Frau aus Bonn und Umgebung vor, deren Initiative und Arbeit vorbildlich sind. Wir haben den meisten einen Fragebogen zugeschickt und veröffentlichen ihre Antworten ungekürzt und unzensiert auf dieser Webseite. Historische oder prominente Frauenpersönlichkeiten stellen wir Ihnen nach einer gründlichen Recherche mit Angaben der Quellen vor.

 

Dr. Solveig Palm (geb. 1958) ist Musikkuratorin und hat das Netzwerk „LUDWIG VAN B": ins Leben gerufen. Dank ihrer Initiative bekommen junge, häufig noch unbekannteprofessionelle Musikerinnen und Musiker ein Podium.Das Konzept des moderierten Konzertes hat die Bundesstadt Bonn um eine weitere Konzertreihe bereichert.

Würden Sie sich bitte kurz vorstellen?
Schon als Kind war ich der Meinung, dass es nichts Schöneres auf der Welt gibt, als klassische Musik. Damals tanzte ich zu den Schallplatten meiner Eltern durchs Wohnzimmer und sang alle Operettenpartien mit. Später kamen Mozart und noch später Beethoven und all die großen wunderbaren Komponisten dazu. Nach Abitur und kaufmännischer Ausbildung war mir klar, dass ich – als Nicht–Künstlerin – unbedingt mit Künstlerinnen und Künstlern in ihren faszinierenden Welten arbeiten möchte. In meiner Promotion habe ich mich mit dem Einfluss der Musik auf die bildende Kunst im 19. Jahrhundert befasst, heute geht es mir um gute Einflüsse der Musik auf unser ganzes Leben.

Was lieben Sie an Ihrer Arbeit, Ihrem Engagement?
Viele Jahre war ich am meisten von Opern und Sinfonik begeistert: Was für ein Wunder, dass sich 100 und mehr Menschen an Abenden versammeln, um uns mit Kunstwerken von solch immenser Komplexität und Schönheit zu verzaubern! Und: Ist nicht ein Orchester ein Sinnbild für das Miteinander vieler (ähnlicher und unterschiedlicher) Einzelstimmen, die gemeinsam eine Harmonie bilden, also das Bild einer funktionierenden Gesellschaft?!
Bei der Arbeit mit jungen werdenden Musikerinnen und Musikern habe ich gelernt, dass die Achtsamkeit in der Kammermusik beginnt. Zu erleben, wie sensibel sich Menschen mit hohem Können aufeinander einschwingen, treibt mich immer wieder an.

Was würden Sie gerne anderen Frauen mitgeben?
Bei Work-Life-Balance geht es nicht um mehr Zeit fürs Chillen, sondern um mehr qualifizierte Zeit für unsere Kinder! Die Emanzipationsbewegung des 20. Jahrhunderts hat den Fehler gemacht, Kinder als Aufgabe vollkommen auszublenden. In unserem Grundgesetz steht aber in Artikel 6: (2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.
Der Staat und viele Eltern praktizieren das Gegenteil: Sie delegieren die Erziehung immer mehr an den Staat. Ich wünsche deshalb uns allen: mehr Zeit und Aufmerksamkeit für unsere Kinder. Vielleicht ist die seelische Kinderarmut bei uns schlimmer, als die materielle.